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Arbeiten und IV | 25. April 2024 | Karin Hadorn-Janetschek

Arbeiten & IV: Mehr Flexibilität und Individualismus zulassen und fördern

Ein selbstbestimmtes Leben führen, das wünschen sich alle Menschen mit und ohne Behinderung. Marcel Hügi, Leiter des Geschäftsfelds Integration, spricht über gute Voraussetzungen.

Das Zusammenleben und die Anliegen der Menschen wandeln sich stetig. Das BSB möchte Menschen mit Behinderung ein umfassendes und durchgängiges Angebot bieten. Im Zuge veränderter Bedürfnisse, gesellschaftlicher Anforderungen und auch gesetzlicher Vorgaben hat das BSB seine Geschäftsfeldstrategie überprüft und angepasst.

Wie möchten Menschen mit Behinderung heute leben?

Sie möchten nicht anders leben als alle anderen Menschen und haben dabei die gleichen Bedürfnisse an die Lebensgestaltung. Heute ist diese Sichtweise stärker in der Gesellschaft verankert, vor allem wegen des Commitments zur UNBRK (Uno-Behindertenrechtskonvention) und der Sensibilisierung in Bezug auf Gleichberechtigung und selbstbestimmtes Leben. Die Frage ist nun, welche Möglichkeiten Menschen mit Behinderung haben, um diese Bedürfnisse umzusetzen.

Gibt es spezielle Anforderungen für ein gutes Leben für Menschen mit Behinderung?

Die Bedürfnisse für die Lebensgestaltung sind individuell. Es müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die ein selbstbestimmtes Leben ohne starke Vorgaben zulassen. Am besten unterscheiden wir nicht zwischen Menschen mit und ohne Behinderung; dann beantwortet sich diese Frage automatisch. Was sind unsere Erwartungen an unser Leben und unseren Stellenwert in der Gesellschaft? Genau dies trifft für alle Menschen zu

Bereitet sich das BSB auf neue Wünsche der Menschen mit Behinderung vor?

Das BSB muss sich auf vielschichtige «Wünsche» vorbereiten. Psychische Behinderungen werden zu- und kognitive Behinderungen tendenziell abnehmen. Die Bedürfnisse bei der Beschäftigung und beim Wohnen verändern sich, da die junge Generation hier den Takt vorgibt. Sie wechselt Wohnung und Arbeitsstelle häufiger als die ältere Generation und fordert neue Arbeitsmodelle. Parallel dazu werden Menschen mit Behinderung immer älter und ihren Bedürfnissen muss ebenso entsprochen werden. Um auf junge Menschen besser einzugehen, lassen wir am besten auch jüngere Mitarbeitende ans Ruder, denn sie verstehen die Anliegen besser, die sie auch selber haben.

Um auf junge Menschen besser einzugehen, lassen wir am besten auch jüngere Mitarbeitende ans Ruder, denn sie verstehen die Anliegen ihrer Generation besser.
Marcel Hügi, Leiter Geschäftsfeld Integration

Braucht es künftig andere Angebote für Menschen mit Behinderung?

Ambulant und stationär; dieser Grundsatz wird in Zukunft nicht nur im Wohnen, sondern vermehrt im Bereich Arbeit gefordert und gefördert. Immer mehr Personen werden im ersten Arbeitsmarkt eine Tätigkeit finden, bei der wir sie unterstützen oder coachen. In unseren Betrieben wird somit der Beschäftigungsanteil für schwächere Personen zunehmen und der Produktionsanteil eher abnehmen. Dieser Prozess bringt grosse Veränderungen, nicht heute oder morgen, jedoch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten.

Die Digitalisierung eröffnet Menschen mit Behinderung Möglichkeiten, die sie bei ihren Tätigkeiten unterstützen und ihre Aufgabenbereiche erweitern können. Beispielsweise bedient heute in der BSB Schreinerei ein Mitarbeiter mit Behinderung selbstständig eine computergesteuerte Maschine, um Weinregale herzustellen. Früher konnte der Mitarbeiter nur einen kleinen Teil dieser Arbeiten selbstständig erledigen und musste zudem enger begleitet werden.

Welche neuen Lebensformen für Menschen mit Behinderung gestaltet das BSB?

Wir bieten Plattformen an, um das Leben möglichst selbst zu gestalten und zu bestimmen. Dies beim Wohnen und bei der Beschäftigung. Dabei sind wir bei der Betreuung gefordert und müssen mehr Freiheiten, mehr Flexibilität und mehr Individualismus zulassen und fördern.

Mit dem Strategiereview ist das BSB bereit, betriebswirtschaftlich in Balance zu bleiben und gleichzeitig den neuen Bedürfnissen der Menschen mit Behinderungen beim Wohnen und Arbeiten und ausserdem gesetzlichen Anforderungen zu entsprechen.

Portrait Karin Hadorn-Janetschek

Karin Hadorn-Janetschek

PR & Kommunikationsspezialistin beim BSB, Redaktionsleiterin Horizont

Karin Hadorn-Janetschek interviewt gerne andere Personen und ist leidenschaftliche Redaktorin.

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